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14.11.2022

Gott ist nahe allen, die zerbrochenen Herzens sind

Andacht von Tanja Klettke, Pfarrerin in Velpke und Mackendorf

„Unser Kind kommt Samstag nicht. Wir möchten nicht, dass es mit dem Thema Tod in Berührung kommt.“ Das sagte mir ein Vater, als er die Einladung zur Kinderkirche gelesen hatte. Ich war erstaunt, denn Kinder kommen immer wieder mit dem Tod in Berührung: Großeltern sterben, Nachbarn oder Haustiere. Kinder merken, wenn Erwachsene traurig sind und natürlich fragen sie, was als nächstes mit dem verstorbenen Menschen passiert, wo das verstorbene Tier jetzt ist. Und Kinder müssen, wie wir Erwachsenen, einen Weg finden, mit dem Verlust zu leben. Traurig sein gehört dazu. Auch Tränen. Für Eltern ist das schwer auszuhalten. Und doch ist es wichtig, dass Kinder ihre Fragen loswerden, verständliche und ehrliche Antworten bekommen. Es ist schön, wenn man ihnen von seinem Glauben und seiner Hoffnung erzählen kann. Der Tod ist ein Teil des Lebens. Man kann ihn nicht ausklammern oder verdrängen. Ich erlebe das auch im Gespräch mit älteren Menschen, die sich um ihr eigenes Sterben und die Beerdigung Gedanken machen. Einige finden bei ihren erwachsenen Kindern kein Gehör: „Mutti, du wirst noch hundert, da reden wir jetzt nicht über sowas!“ Aber es hilft, wenn wir einander zuhören, über Ängste und Traurigkeiten sprechen, zusammen weinen. Einfach ist das nicht, doch es macht das Abschiednehmen leichter, wenn man weiß, was der Sterbende sich wünscht oder eben nicht möchte.

Morgen wird in den Kirchen an die Verstorbenen gedacht, ihre Namen werden vorgelesen und Kerzen entzündet. Angehörige sind da. Keiner ist mit seiner Trauer allein. Und vielleicht spürt man etwas von der Hoffnung, die uns - Junge und Alte - durch die Zeit der Trauer trägt: Gott ist nahe allen, die zerbrochenen Herzens sind.


Tanja Klettke, Pfarrerin in Velpke und Mackendorf

pixabay