Liebe Leserinnen und Leser,
kennen Sie das auch? Wenn der Druck steigt, wenn die Arbeit und die Aufgaben sich verdichten, wenn die Termine immer enger zusammenrücken und man gar nicht mehr weiß, wie man das alles noch schaffen soll – kennen Sie das auch? Mir jedenfalls ergeht es manchmal so. Und dann schwirrt mir der Kopf und der Schlaf wird schlecht. Aber was soll man dagegen machen? Ich wünsche mir dann manchmal Superkräfte herbei: damit ich diesen Zug, diesen Beschleunigungszug irgendwie verlangsamen kann. So wie Supermann, der den Zug stoppt. Damit einfach alles etwas langsamer läuft, die Aufgaben und Termine sich langsamer bewegen und in aller Ruhe ihren Platz in meinem Terminkalender finden, mit schön viel Raum drum herum.
„Eine Hand voll Gelassenheit ist besser als beide Fäuste voll Mühe und Haschen nach Wind“. Das ist ein Satz aus der Bibel (Prediger 4, 6). Eine Hand voll Gelassenheit: Es klingt geradeso, als wäre Gelassenheit etwas, was direkt vor mir liegt, was ich nur aufzuheben brauche, so wie der Sand am Meer. Aufheben, betrachten, fühlen, durch die Finger rinnen lassen. Mehr nicht. Eine Hand voll Gelassenheit inmitten der Dauerbeschleunigung des Alltags. Eine Prise Leichtigkeit.
Immer wieder gibt es Situationen, in denen ich mir wünsche, dass ich sie gelassener bestehen könnte, ruhiger, souveräner. Aber vielleicht ist Gelassenheit noch etwas anderes als dieser Wunsch nach Stärke und Souveränität. Vielleicht schließt Gelassenheit auch die schlichte Anerkenntnis mit ein, dass ich anders bin als mein Wunschbild. „Eine Hand von Gelassenheit ist besser als beide Fäuste voll Mühe und Haschen nach Wind.“ Ich verstehe: Auch mit mir selbst kann ich gelassener umgehen.