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23.11.2022

Wie lange noch?

Andacht von Propst Dr. Ulrich Lincoln

Liebe Leserinnen und Leser,

Welches ist die Frage, die am häufigsten von Kindern an ihre Eltern gestellt wird? „Wann sind wir da? Wie lange noch?“ Welches ist die Frage, die zurzeit von vielen Jugendlichen und Erwachsenen gestellt wird: „Wie lange noch? Wie lange noch hält die Erde und das Klima?“ Wenn man die Nachrichten verfolgt, stellt sich diese Frage fast unvermeidlich. Die Klimakatastrophe ist längst da. Gegenwärtig diskutierten die Regierungen und Umweltgruppen der Welt in Sharm El-Sheik, wie die Weltgemeinschaft die Katastrophe noch abwenden kann. Und in Deutschland blockieren junge Aktivist:innen Autobahnen und bewerfen Gemälde mit Kartoffelbrei. Die Mitglieder dieser Gruppe nennen sich „Die letzte Generation“. Da ist also eine Antwort auf die eben genannte Frage: Wie lange noch? Antwort: Wir sind die letzte Generation, die die Welt vor dem Untergang retten muss.

Nun hat es zu allen Zeiten Untergangsängste gegeben. Auch in der Bibel finden wir diese Ängste an vielen Stellen. Die Gelehrten nennen das „apokalyptisch“: ein Lebensgefühl, das mit dem baldigen Untergang der Welt rechnet. Dieses Gefühl ist gegenwärtig auch bei uns weit verbreitet. Wer sich selbst als „letzte Generation“ bezeichnet, führt die Apokalypse bereits im Namen.

Apokalyptische Ängste sind aber nicht immer die besten Ratgeber, auch nicht in der Klimakatastrophe. Sie machen riesigen Druck und führen zu falschen Entscheidungen. Der christliche Glaube dagegen vertraut darauf, dass die Katastrophen dieser Welt nicht das Letzte sind, sondern höchstens das Vorletzte. Es ist ein Vertrauen, dass diese Welt von Gott gehalten wird. Und dass gerade deshalb eine Umkehr in unserer Lebensweise notwendig ist.

Foto: Dominic Wunderlich auf pixabay